Ein Arbeitsleben, ein Arbeitgeber

17. Dez 2020

Josef Müller war 48 Jahre bei der Paul Köster GmbH beschäftigt und blickt zurück

Medebach. Sie gehören in der heutigen, modernen Arbeitswelt fast schon zum guten Ton und in jeden Lebenslauf: Die Jobwechsel im Verlauf einer Karriere! Vielfältige Erfahrungen bei unterschiedlichen Arbeitgebern sind mitunter Qualitäts-Kriterien, die bei der Auswahl neuer Mitarbeiter*innen den Ausschlag geben können. Dies gilt aber nicht grundsätzlich. Schließlich haben auch langfristige Arbeitsverhältnisse sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer viele Vorteile. Bestes Beispiel ist die Paul Köster GmbH in Medebach. Der Sondermaschinenbauer setzt auf Kontinuität beim Personal, auf ein gutes Ausbildungskonzept und auf ausgewiesene Fachkompetenz bei den sehr spezifischen Arbeits- und Produktionsabläufen. Mit Josef Müller ist ein Arbeitnehmer Anfang des Jahres in den Ruhestand getreten, der stolze 48 Jahre bei Paul Köster gearbeitet hat, die Firmen-Philosophie wie kein zweiter verkörpert und gerne auf sein Arbeitsleben zurückblickt.

Der allererste Arbeitstag? Da muss der 64-jährige Medebacher nicht lange überlegen. „Am 1. August 1971 habe ich meine Lehre zum Schmied bei Paul Köster begonnen.“ Damals war dem jungen Mann, dessen Eltern einen landwirtschaftlichen Betrieb hatten, sicher noch nicht bewusst gewesen, dass er seinem Arbeitgeber 48 Jahre lang die Treue halten wird. Knapp ein Jahr nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen im Januar 2020 vermisst Josef Müller ab und zu schon den täglichen Umgang mit den Kollegen. Mit einigen hat er seit Mitte der 1980er-Jahre schließlich einige Jahrzehnte zusammengearbeitet. Und manchmal treibt es ihn auch noch in die Schlosserei im brandneuen Werk 3C, um ein wenig in den Pausen zu klönen. Das frühe Aufstehen vermisst er hingegen nicht. Als Nebenerwerbs-Landwirt liegt der 64-Jährige zwar auch heute noch nicht bis in die Puppen in den Federn, sich die Zeit selbst einteilen zu können, habe allerdings viele Vorteile. „Ich kann schon sagen im Rückblick und mit Blick auf die danach beginnenden Corona-Entwicklungen, dass die Entscheidung in den Ruhestand zu gehen die richtige gewesen ist.“

Stetige Entwicklung und Wachstum des Unternehmens in fast fünf Jahrzehnten hautnah miterlebt

Absolut richtig sei aber auch die Entscheidung gewesen, die Lehre beim Medebacher Sondermaschinenbauer anzutreten und fast fünf Jahrzehnte dem Unternehmen treu zu bleiben. „Damals war das Unternehmen ja noch am Prozessionsweg ansässig und auf Schlosserei und Landmaschinen spezialisiert. Da meine Eltern Landwirtschaft betrieben haben, hatte ich schon als Jugendlicher Kontakt zur Firma. Nach einem Praktikum war dann klar, dass ich Schmied werden und eine Ausbildung bei Paul Köster beginnen wollte.“ Im Laufe der Jahrzehnte habe sich vieles verändert, angefangen bei der stetig wachsenden Belegschaft. „Zusammen mit dem Seniorchef waren wir anfangs vier Mitarbeiter. Dies hat sich kontinuierlich bis auf 300 Mitarbeiter*innen gesteigert.“ Auch die Tätigkeitsfelder waren einem stetigen Wandel unterlegen. Waren es zunächst die Schmiedearbeiten und die Reparatur von Landmaschinen, folgte in den Jahren danach mehr und mehr der Bau von Geländern auch durch den Boom in der Baubranche in den 1970er-Jahren. „Es war ein fließender Übergang hin zu vielen unterschiedlichen Tätigkeiten im Schlosserei-Bereich“, sagt Josef Müller.

Beim Thema Karriere und Jobwechsel hat der 64-Jährige, der in seiner Freizeit gerne kegelt und als Landwirt aktuell 14 Mutterkühe sowie 18 Hektar Land umsorgt, eine differenzierte Meinung. Auf der einen Seite versteht er den Wunsch vor allem der jüngeren Kollegen, neue Erfahrungen sammeln und Herausforderungen suchen zu wollen. Dies sei in der heutigen Arbeitswelt wichtig. Für ihn persönlich sei ein Arbeitsplatz-Wechsel aber aus ebenso guten Gründen nie infrage gekommen. „Ich habe in all den Jahren hier nie negative Erfahrungen gemacht. Wir hatten immer einen offenen Umgang unter den Kollegen und auch stets eine enge Beziehung zur Chefetage. Dies ist sehr wichtig. Ich hatte auch in Zeiten, in denen es wirtschaftlich wie bei der weltweiten Krise 2008 nicht immer optimal lief, immer das Gefühl, einen sicheren und guten Arbeitsplatz zu haben.“

Konstanz in der Belegschaft sichert die hohe Qualität

Dies sieht grundsätzlich auch Personalchefin Hildegard Köster so: „Man muss in den Lebensläufen immer genau hinschauen, welche Hintergründe Arbeitsplatz-Wechsel haben. Dies ist auch abhängig von der jeweiligen Branche.“ So könnten häufigere Arbeitsplatz-Wechsel zum Beispiel bei einem Koch sehr sinnvoll seien, um sich weiterzuentwickeln. „In unserer Branche sind ständige Jobwechsel aber eher ein Zeichen, dies sehr genau zu hinterfragen.“ Die Paul Köster GmbH setze klar auf Kontinuität in der Belegschaft. „Unsere eigenen Leute, die häufig ja auch die Ausbildung bei uns gemacht haben, kennen unsere Philosophie, unsere Produkte und die sehr spezifischen Arbeitsabläufe genau. Dies macht es einfacher, unsere komplexen Produkte nach speziellen Qualitäts-Kriterien zu fertigen und am Markt erfolgreich zu sein.“ Um diese Kontinuität zu gewährleisten, ist die Paul Köster GmbH im Personal-Management sehr engagiert. Ein gutes Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Hochsauerlandkreises beim Projekt „Heimvorteil HSK“. Dieses Projekt richtet sich an Menschen, die das Sauerland verlassen haben und den Weg zurück in die alte Heimat suchen. „Natürlich verlässt uns auch mal ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin, das ist ganz normal. Wir machen aber die Erfahrung, dass einige auch gerne wieder zurückkommen.“

Josef Müller, der im Dezember 2019 gebührend verabschiedet wurde, ist sich jedenfalls sicher: „Ich würde alles wieder so machen wie in den vergangenen 48 Jahren. Es war absolut der richtige Weg, ich bin immer gerne zur Arbeit gegangen.“ Eine schönere Bilanz kann es nach fast fünf Jahrzehnten wohl kaum geben…

Text: Ralf Hermann, Textzeit Winterberg

v.l.: Ernst Köster (Geschäftsführer sowie Leiter Maschinenbau und Service), Josef Müller, Paul Köster (Geschäftsführer und Leiter Bereich Stahlbau)