Wechsel in der Geschäftsführung

01. Feb 2023

Christopher Köster folgt auf seinen Onkel Paul Köster und erläutert im Interview die Ziele und Herausforderungen des Familienunternehmens

Medebach. Die Paul Köster GmbH hat erfolgreich eine wichtige personelle Weiche gestellt: Mit Christopher Köster ist die dritte Generation der Familie Köster bereits zum 01. September 2022 in die Geschäftsführung des Sondermaschinenbauers aus Medebach eingetreten. Der 38-jährige Wirtschaftsingenieur folgt auf seinen Onkel Paul Köster, der mit der Vollendung des 65. Lebensjahres aus der Geschäftsleitung ausgeschieden ist und seinen verdienten Ruhestand genießt. Gemeinsam mit Friedrich und Ernst Köster leitet Christopher Köster nun die Geschicke des weltweit agierenden Mittelständlers. „Wir freuen uns, mit meinem Sohn Christopher unsere Wunschlösung im ersten Schritt der Geschäftsführer-Nachfolge gefunden zu haben. Mit seiner Kompetenz und Innovationsfreude insbesondere in den Bereichen IT, Digitalisierung, Automation sowie bei der intelligenten Steuerungstechnik hat er schon in der Vergangenheit wichtige Impulse gesetzt. Auch als Geschäftsführer wird Christopher im Zuge des digitalen Wandels unser Unternehmen mutig voranbringen und weiterentwickeln“, so Friedrich Köster. Im Interview erläutert Christopher Köster, vor welchen Herausforderungen die Paul Köster GmbH steht, wie sie diesen erfolgreich begegnen will und für welche Bereiche er aktuell und künftig die Verantwortung übernimmt.

Neues Mitglied der Geschäftsführung der Paul Köster GmbH: Christopher Köster
Neues Mitglied der Geschäftsführung der Paul Köster GmbH: Christopher Köster
Neues Mitglied der Geschäftsführung der Paul Köster GmbH: Christopher Köster
Im Hintergrund die beiden weiteren Geschäftsführer Ernst (rechts) und Friedrich Köster (links).

Herr Köster, warum stand im September der Geschäftsführer-Wechsel an? Geht mit dem Eintritt in die Geschäftsführung ein Wunschtraum in Erfüllung?
Mein Großvater und Firmengründer Paul Köster hat in den Geschäftsführer-Verträgen für seine drei Söhne festgelegt, dass mit dem Erreichen des 65. Lebensjahres diese berufliche Aufgabe endet. Da mein Onkel im August 2022 seinen 65. Geburtstag feiern durfte, war dieser Zeitpunkt gekommen. Mit meinem Eintritt in die Geschäftsführung geht für mich ein Wunsch in Erfüllung, der gut durchdacht ist und mich jetzt natürlich auch vor einige Herausforderungen stellt. Ich übernehme mit viel Vorfreude und Motivation diese neue Aufgabe. Ich möchte dazu beitragen, die Erfolgs-Geschichte unseres Traditions-Unternehmens fortzuschreiben, unsere Mitarbeiter mitzunehmen auf diesem Weg, um gemeinsam hochmotiviert unsere Ziele zu erreichen.

Mit Friedrich und Ernst Köster sowie Ihrer Person verfügt die Paul Köster GmbH weiterhin über drei Geschäftsführer. Wie sind die Aufgaben verteilt, welche Aufgaben fallen konkret in Ihr Gebiet?
Bei den Planungen bezüglich der Aufgabenverteilung müssen wir auch die zukünftige personelle Besetzung in der Geschäftsführung berücksichtigen. Schließlich erreichen in nicht allzu ferner Zukunft auch Friedrich und Ernst Köster ihr 65. Lebensjahr und können dann aus der Geschäftsführung ausscheiden. Daher wird die konkrete Aufteilung der einzelnen Verantwortungsbereiche in den nächsten Jahren final entschieden. Dies bedeutet, dass ich neben meiner Tätigkeit als Geschäftsführer auch weiterhin die Abteilungen IT und Marketing leite und operativ im Vertrieb tätig bin. Uns ist es generell wichtig, eine gute Übergabe zwischen den Generationen herzustellen. Wichtige unternehmerische Entscheidungen werden deshalb derzeit in einer großen Runde aus alter und künftiger Geschäftsführung getroffen.

Welche Herausforderungen erwarten Sie in Ihrer neuen Position kurz-, mittel- und langfristig, besonders aber im Jahr 2023?
Kurz- und mittelfristig gilt es zum einen, den schrittweisen Übergang in die 3. Generation Paul Köster GmbH aktiv zu gestalten, um mit unserem Unternehmen auch weiterhin eine zukunftsfähige, erfolgreiche Entwicklung zu nehmen sowie attraktive Arbeitsplätze zu bieten und diese dauerhaft zu sichern. Zum anderen stellt uns der Mobilitätswandel vor große Herausforderungen. Mit unserem hohen Umsatzanteil im Bereich der Automobilbranche betrifft uns dieser unmittelbar. Entsprechende Anstrengungen wurden und werden unternommen, um gerade im Bereich der Elektromobilität die notwendigen Referenzen zu schaffen. Hier denke ich zum Beispiel an verschiedene Entwicklungsprojekte sowie die Umsetzung eines Großprojekts für den modularen Elektrifizierungsbaukasten eines deutschen Automobilisten, die wir realisiert haben. In diesem Bereich wird es insgesamt weiter darum gehen, innovativ zu sein. Als Hersteller von Sondermaschinen sind wir hier sicher flexibler als ein Unternehmen mit einem hohen Grad an standardisierten Abläufen.
Es ist kein Geheimnis, dass es wirtschaftlich nicht die einfachsten Zeiten sind, ein Unternehmen zu führen. Die angespannte wirtschaftliche und weltpolitische Lage gilt es mit Hilfe unserer Mitarbeiter zu überwinden und das Unternehmen langfristig in einer stabilen Position zu halten. Unsere Mitarbeiter sind und bleiben dabei das Herzstück unseres Unternehmens. Für uns als Geschäftsführung ist die Wertschätzung unserer Belegschaft extrem wichtig. Unser Teamgeist ist für uns ein wesentlicher Baustein für den Erfolg des Unternehmens.

Wie wirken sich die aktuellen Krisen aus und wie begegnen Sie diesen Herausforderungen?
Die beiden großen Krisen, die Coronakrise und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, haben natürlich Einfluss auf unser Unternehmen. Direkt zu Beginn des Krieges haben wir uns entschieden zwei Aufträge, die nach Russland geliefert werden sollten, zu stornieren. Natürlich sind wir zudem auch von der Inflation sowie den gestiegenen Energiekosten betroffen. Aufgrund des im Vergleich zu anderen produzierenden Unternehmen verhältnismäßig geringen Verbrauchs an Gas und Strom als Primärenergien bleiben die Auswirkungen in einem kontrollierbaren Rahmen. Trotzdem sorgt all dies für stark sinkende Erträge. Was zusätzlich einen deutlichen Einfluss auf das Unternehmen hat, ist die immer noch sehr angespannte Situation am Zuliefermarkt, beispielsweise für elektronische Steuerungskomponenten und andere maßgebliche Bauteile für die bei uns produzierten Maschinen. In diesem Bereich kann eine einzelne nicht lieferbare Steuerungskomponente dafür sorgen, dass ein ansonsten fertiggestelltes Produkt nicht in Betrieb genommen und ausgeliefert werden kann. Solche Verschiebungen wirken sich sehr stark auf die gesamte Projekt- und Kapazitätsplanung im Unternehmen aus und führen zu erhöhten Produktionskosten. Wir wissen um diese Herausforderungen, wir kennen aber auch unsere Stärken, um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen. Mit unserer Flexibilität finden und realisieren wir im intensiven Austausch mit unseren Kunden immer wieder gute, individuelle Lösungen. Ein wichtiger Faktor sind unsere langjährig gewachsenen, engen Kundenbeziehungen. Unsere Kunden wissen aus Erfahrung, sie können sich auf uns verlassen.

Die Konkurrenz ist groß am Markt, was zeichnet aus Ihrer Sicht die Paul Köster GmbH aus?
Wie schon erwähnt pflegen wir zu den meisten unserer Kunden eine sehr lange Geschäftsbeziehung. Dies sehe ich als Indikator dafür, dass vor allem unsere Leistung überzeugt. Viele unserer Kunden wissen es zu schätzen, dass in den Projekten gemeinsam mit ihnen die bestmögliche technische Lösung analysiert werden. So hat sich zwischen vielen Mitarbeitern und Kundenansprechpartnern im Laufe der Jahre eine sehr konstruktive Kommunikationsbasis gebildet, die eine wertvolle Grundlage für die gemeinsame Abwicklung der Projekte ist. Die Stammkunden wissen, dass sie bei der Paul Köster GmbH die Maschine bekommen, die sie benötigen, um den stetig steigenden Anforderungen am Markt für ihre Produkte gerecht zu werden.

Wie ist das Geschäftsjahr 2022 wirtschaftlich gelaufen? Wie sieht die mittelfristige Auftragslage aus und wie prognostizieren Sie die Marktlage in den kommenden 2 bis 3 Jahren?
Der Jahresabschluss 2022 wird in den kommenden Monaten erstellt, die aktuellen Prognosen zeigen, dass wir aufgrund der Lieferkettenprobleme unser Umsatzziel unterschritten haben, das Jahr allerdings trotzdem mit einem leicht positiven Gesamtergebnis abschließen können. Die aktuelle Auftragslage in unserem Unternehmen ist extrem gut. Wir konnten für das kommende Jahr unsere Auftragsbücher bereits sehr gut füllen und können dementsprechend mit voller Auslastung aller Kapazitäten in das neue Jahr starten. Für die kommenden Jahre erwarten wir eine stabile Marktlage, da es abzusehen ist, dass einige Branchen sich aufgrund der Ereignisse in der jüngsten Vergangenheit dafür entscheiden, wieder vermehrt auf die Produktion im Inland oder im europäischen Wirtschaftsraum zu setzen. Wir erwarten dementsprechend in unserem Kerngeschäft, dem Sondermaschinenbau mit den Schwerpunkten Dichtheitsprüfmaschinen sowie Montagetechnik und Automationslösungen, einen kontinuierlichen Ausbau und weitere Optimierungen der inländischen Produktionslinien.

Wie wirkt sich der Fachkräftemangel bei Ihnen aus? Betreiben Sie aktuell Mitarbeiter-Akquise?
Der Fachkräftemangel ist in unserer ländlichen Region seit Jahren ein Thema. Speziell die hochqualifizierten Ingenieure, die wir im Bereich des Engineerings benötigen, sind Mangelware. Hier sind wir kontinuierlich auf der Suche nach passenden neuen Mitarbeitern zur Verstärkung unseres Teams. Um hier auch künftig die notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu haben, setzen wir seit vielen Jahren verstärkt auf die eigene Ausbildung auch im Bereich der Ingenieurswissenschaften. So bieten wir Programme im Bereich der Dualen-Studiengänge, Teilzeit-Weiterbildungen und vieles mehr an. Wir hoffen, den jungen Menschen in der Region so die Möglichkeit zu bieten, sich zu qualifizierten Fachkräften zu entwickeln, auf die wir zurückgreifen können.

Was sind die besonderen Stärken eines Familienunternehmens am Beispiel der Paul Köster GmbH?
Zum einen ist es meiner Meinung nach das Verständnis für die Familien und Bedürfnisse der Mitarbeiter. Wir haben stets ein offenes Ohr für unsere Mitarbeiter und versuchen gemeinsam Lösungen für individuelle Probleme zu finden. Zum anderen ist es die Flexibilität, die wir immer versuchen zu erhalten. Aufgrund der Größe, die das Unternehmen hat, ist dies nicht immer einfach. Es muss möglich bleiben, dass in schwierigen Projektphasen alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen und das gemeinsame Ziel verfolgen, den Kunden zufrieden zu stellen. Flache Hierarchien, kurze Entscheidungswege, motivierte und hochqualifizierte Mitarbeiter, lösungsorientiertes Handeln für unsere Kunden – dafür steht die Paul Köster GmbH, dafür steht die Geschäftsführung, und dafür stehe auch ich persönlich. Das macht unser Unternehmen aus und erfolgreich.